Was bedeutet eigentlich pH-neutral?

Gesichtscremes, Seife, Intimpflege: Brauchen wir pH-neutrale Produkte wirklich – und was bedeutet das für unsere Hautgesundheit?

Frau wäscht sich ie Hände mit Schaum.
Beim Händewaschen muss es schäumen, oder? Nicht unbedingt: Auch pH-hautneutrale Seifen ohne Tenside reinigen zuverlässig – und greifen dabei den Säureschutzmantel der Haut nicht an. (Bild: Getty Images)

pH-neutral – das hat doch irgendwas mit Säuren und Basen zu tun, oder? Ganz genau. pH steht kurz für das lateinische "potentia hydrogenii", was auf Deutsch so viel wie "Kraft des Wasserstoffs" bedeutet und die Wasserstoffionenkonzentration einer Lösung angibt. Zwischen sauer (1) und basisch (14) liegt der pH-neutrale Wert von 7 – das entspricht reinem Wasser, mit dem wir uns waschen und das wir trinken.

Um zu verstehen, was dies jedoch für unsere Haut bedeutet, gehen wir lieber noch mal einen Schritt zurück: Der pH-Wert ist grundsätzlich das Maß für den sauren oder basischen Charakter einer wässrigen Lösung. Auf unsere Haut angewandt, ist diese "wässrige Lösung" die hauteigene Flüssigkeit, deren pH-Wert ganz einfach per Berührung durch eine Messelektrode gemessen werden kann. Der ideale Wert für Gesichts- und Körperhaut richtet sich dabei danach, wie die Haut ihre Aufgaben als natürliche Schutzbarriere am besten wahrnehmen kann. Und der ist ganz und gar nicht neutral, sondern leicht sauer: Bei einem pH-Wert zwischen 4,7 und 5,75 ist die Haut ideal versorgt und einsatzfähig gegen Stressoren jeder Art.

Doch Moment mal, wenn die Haut selbst gar keinen neutralen pH-Wert hat, warum sollten es dann ihre Pflegeprodukte sein? Ganz einfach, weil wir unsere Haut weder durch Extrasäure angreifen noch durch Basen, z. B. Seifen etc., säurefrei waschen wollen. Doch herkömmliche Seifen, die per se alkalisch mit einem pH-Wert von 8 bis 11 sind, tun genau das. Beim Einseifen kann sich der pH-Wert der Haut kurzfristig bis auf 11 erhöhen. Dabei werden schlechte Bakterien und Schmutz abgetötet – aber die guten Hautbakterien leider auch.

Frau verteilt Gesichtscreme auf der Haut
Besonders die empfindliche Gesichtshaut ist anfällig für "alkalische Angriffe": Hier sind pH-hautneutrale Produkte besonders wichtig. (Bild: Getty Images)

Bei gesunder Haut ist so ein Waschgang nicht zwingend ein Problem: Sie erholt sich nach einigen Stunden wieder, ebenso der pH-Wert. Doch empfindliche, bereits irritierte oder trockene Haut wird durch stark basische Produkte weiter angegriffen, besonders, wenn diese häufig verwendet werden.

Die Lösung lautet: weniger häufige bzw. intensive Verwendung plus ausgleichende Pflege danach. Oder der Griff zu pH-neutralen Produkten. Die sind – anders als das Wasser mit pH-Wert 7 – nicht komplett neutral, sondern entsprechen mit dem Wert 5,5 dem leicht sauren pH-Wert der Haut, sind also "pH-hautneutral". Entsprechende Produkte – unter der Bezeichnung "seifenfrei", "pH-neutral", "pH-hautneutral" oder "pH 5,5" – gibt es zuhauf im Handel. Als Gesichtscreme, Shampoo, Dusch- oder Waschgel oder zur Intimpflege sorgen sie dafür, dass der empfindliche Säureschutzmantel der Haut nicht unnötig angegriffen wird.

pH-neutrale bzw. hautneutrale Produkte eignen sich besonders für empfindliche oder bereits angegriffene Haut. Dermatolog*innen empfehlen Betroffenen entsprechende Produkte für die tägliche Pflege – und raten zusätzlich dazu, auf Duftstoffe zu verzichten, die Kontaktallergien hervorrufen können.

Für Menschen ohne Hautprobleme gilt: Waschen geht oft auch ohne oder mit wenig Seife – das gilt insbesondere für die empfindliche Gesichtshaut. Beim Duschen reicht es, "kritische Stellen" wie Achseln, Pofalte und Füße einzuschäumen und im Zweifel nachzucremen. Lediglich beim Händewaschen nach dem Toilettengang und vor dem Essen ist volle Reinigungspower – am besten pH-neutral, das reinigt mit entsprechenden Austauschstoffen ebenso gut! – angesagt, um schädlichen Bakterien und Viren den Garaus zu machen.