Was ist bloß mit Donald Trumps hundehassender Politikerin los?

Kristi Noem wird gehandelt als mögliche Vizekandidatin – Gouverneurin verstört mit ihrem Verhältnis zu Hunden

Gouverneurin Kristi Noem mit Ex-Präsident Donald Trump bei einer Wahlveranstaltung (Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)
Gouverneurin Kristi Noem mit Ex-Präsident Donald Trump bei einer Wahlveranstaltung (Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)

In den USA versucht eine republikanische Politikerin, zu punkten, indem sie über Gewalt gegen Hunde spricht. Genauer: Sie redet Töten das Wort. Wenn die nicht so parieren, wie Kristi Noem will. Das soll wohl Härte und Rückgrat ausdrücken. Ist aber in Wirklichkeit nur armselig.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Die Leute in South Dakota wissen, woran sie bei ihrer Gouverneurin sind. Gibt es ein Problem, fackelt Kristi Noem nicht lange und greift zu. Das ist in der Regel eine Waffe, diese Dinger liegen bei einfach herum; erst kürzlich prahlte die Politikerin damit, dass ihre zweijährige Enkelin schon im Besitz einer Shotgun und eines Gewehrs sei. Was man halt so braucht, sobald man nicht mehr kriecht.

Noem hat am vergangenen Sonntag bei US-Präsident Joe Biden ein Problem ausgemacht. Der ist in ihren Augen zu soft: Ließ er doch seinen Schäferhund „Commander“ aus dem Weißen Haus verbannen, weil der mehrmals Sicherheitsbeamte gebissen hatte. Wie hätte Noem stattdessen gehandelt? „Joe Bidens Hund hat 24 Secret-Service-Mitarbeiter angegriffen“, sagte sie in der CBS-Fernsehsendung „Face the Nation“. „Wie viele Menschen müssen angegriffen und gefährlich verletzt werden, bevor man eine Entscheidung über einen Hund trifft?“ Ihre Konsequenz: „Commander“ hätte getötet werden sollen. Von wegen Gnadenbrot. Wer aus der Rolle fällt, wird abgeknallt. Noem schreit danach, die Klischees des vergangenen Wilden Westen hervorzuholen.

Warum aber wurde überhaupt über sowas gesprochen, gibt es nicht dringendere Politikthemen in Amerika? Noem ist in den Schlagzeilen, weil sie ein Buch geschrieben hat – es ist eine Mischung aus Memoiren und Manifest. Darin empfiehlt sich Noem als eine Politikerin, die bereit sei, eine Menge zu tun, das nötig sei. Auch, was „schwierig, chaotisch und hässlich“ sei, wenn es ihrer Meinung nach „einfach getan werden muss“. Und beschreibt, wie sie ihre 14 Monate alte Hündin namens Cricket erschoss.

An dieser Stelle denkt man: Holy Moly, wie war denn Cricket drauf, hat die Deutsch-Drahthaar-Hündin die Kühe angegriffen? In meiner Kindheit habe ich diese Hunde gut kennengelernt, sie sind wild – und toll und schlau und lieb. Aber Noem führte weiter aus: Für die Fasanenjagd sollte die Kleine ausgebildet werden, man will ja schließlich seinen Spaß. Dann aber, so zitiert der „Spiegel“ aus dem Buch, sei das Tier ungestüm gewesen. Einen Jagdausflug habe sie ruiniert (schlimm!), weil sie „vor Aufregung völlig durchdrehte, all den Vögeln hinterherjagte und die beste Zeit ihres Lebens hatte“ (gemein!). Noem schreibt, so der „Spiegel“ weiter, sie habe versucht, die Hündin mit einem elektrischen Halsband unter Kontrolle zu bringen – vergeblich. Stattdessen büxte die Hündin aus, rannte auf das Grundstück einer Familie, „schnappte sich ein Huhn nach dem anderen, zermalmte es mit einem Biss und ließ es dann fallen, um ein anderes anzugreifen“. Cricket habe gewütet, „wie eine ausgebildete Auftragsmörderin“.

Da geht es also rund, auf der Farm von Frau Noem. Ähnlich sei sie direkt danach mit einer „bösen und gemeinen“ Ziege verfahren, die ihren Kindern immer hinterhergejagt sei, zitiert der „Spiegel“.

Fassen wir zusammen: Böse und gemein, das sind Worte, die wir von Donald Trump kennen. Sobald der einmal ein laues Lüftchen von Gegenwind kriegt, sind alle böse und gemein. Bei Noem ist es halt eine Ziege. Und den jungen Hund hat sie mit einem elektronischen Halsband traktiert, um ihre eigenen Erziehungsmängel auszugleichen. Schließlich hat das Tier zu funktionieren.

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Infographic: Who Will Be Trump's VP Pick? | Statista
Infographic: Who Will Be Trump's VP Pick? | Statista

Nun gibt es eine Vermutung: Vielleicht musste Noem diese miese Anekdote aufschreiben, weil jemand davon gehört hatte und sie tatsächlich Ambitionen auf die Kandidatur als Vizepräsidentin der USA hegt. Da ist es besser, solch ein „Unfall“ wird jetzt angesprochen und eingehegt, als dass er einem zu einem späteren und ungünstigeren Zeitpunkt um die Ohren fliegt. Es wäre dann eine Schadensbegrenzung.

Oder Noem findet sowas … notwendig. Sie sieht sich als Entscheiderin, wenn sie es hinkriegt, junge Tiere zu quälen und zu töten. Nur die Harten kommen in den Garten, so ihr Motto. Spurt ein Tier nicht, muss es bluten. Noem ist oben, und die anderen sind unten. Sie offenbart damit ein Weltbild zum Davonlaufen.

In den USA gibt es tatsächlich wichtigere Themen als den mörderischen Umgang mit Tieren. Aber der Fall „Commander“ und „Cricket“ beleuchtet Amerika an einer Wegkreuzung. Das Land muss sich entscheiden, ob es zurück ins 19. Jahrhundert strebt. Damals wäre Noems Verhalten mit keinem Wort kommentiert worden, ihres war damals Common Sense. Doch man lernt halt hinzu. Könnte es zumindest. Noem steht für die grausame Vergangenheit. Was sie als Tugend anpreist, erscheint mir als Disqualifizierung für einige Berufe. Erst recht für den einer Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika.