10 Fakten: Was man zur Nosferatu-Spinne wissen sollte

So (un-)gefährlich sind die Giftspinnen

Spinnennetz mit Wassertropfen
Nosferatu-Spinnen spinnen gar keine Netze – aus Rücksicht auf unsere arachnophobischen Leser*innen starten wir diesen Beitrag jedoch lieber harmlos. (Symbolbild: Getty Images)

Die Angst vor Spinnen ist nicht erlernt, sondern in den Menschen angelegt. Das haben Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und der schwedischen Universität Uppsala vor ein paar Jahren herausgefunden. In einem Versuch reagierten bereits sechsmonatige Babys mit deutlich vergrößerten Pupillen und damit einer eindeutigen Stressreaktion auf Fotos von Spinnen und auch Schlangen.

Dabei gibt es für Menschen, die Angst vor Spinnen haben, kaum bessere Orte als Deutschland. Mit der Kreuzspinne, der Wasserspinne und dem Ammen-Dornfinger gab es bislang nur drei Spinnenarten, die als schwach giftig oder giftig gelten, wobei keine von ihnen lebensbedrohlich ist.

In jüngster Zeit mischt sich aber eine neue Spinne unter die rund 1.000 Arten in Deutschland, bei der schon alleine der Name dazu angetan ist, Arachnophobiker*innen in Angst und Schrecken zu versetzen: Nosferatu-Spinne. Zeit, sich den Neuzugang einmal genauer anzuschauen.

Die vier giftigen Spinnenarten Deutschlands haben eines gemeinsam. Kreuzspinne, Wasserspinne, Ammen-Dornfinger und Nosferatu-Spinne schaffen es, mit ihren Klauen, die menschliche Haut zu durchbeißen. Wer das Pech hat, tatsächlich gebissen zu werden, muss sich aber immer noch keine Sorgen machen. Der Naturschutzbund Baden-Württemberg (Nabu) vergleicht den Biss der Nosferatu-Spinne mit einem "leichten Wespenstich", weshalb sich der Schmerz in Grenzen hält. Wirklich giftig im Sinne von tödlich ist sie nur für andere Spinnenarten und Insekten. Laut dem Nabu besteht eine ernsthafte Gefahr "unter Umständen für Allergiker". Menschen werden von der Spinne aber nur in Ausnahmefällen angegriffen und zwar dann, wenn sie sich akut bedroht fühlen.

Nosferatu-Spinne an Glasscheibe
Nosferatu-Spinnen können auch senkrecht auf Glaswänden laufen. (Foto: Getty)

Die Nosferatu-Spinne hat eine Fähigkeit, mit der sie sich von anderen Spinnenarten abhebt: Sie kann sich an glatten Glasscheiben und Fenstern sogar dann festhalten, wenn diese senkrecht sind. Das liegt an speziellen Hafthaaren an ihren Beinen. Was auf der einen Seite ein Vorteil ist, hat auf der anderen auch seine Nachteile. Weil die Tarsen genannten Hafthaare ziemlich lang sind und auch auf den Füßen sitzen, ist die Nosferatu-Spinne nicht die schnellste.

Dass die Nosferatu-Spinne zu den Webspinnen gehört, könnte nahelegen, dass auch sie Netze baut, um Beute zu machen – stimmt aber nicht! Und vielleicht ist es gerade ihr aktives Jagdverhalten, das sie auch für Menschen besonders gruselig macht. Anstatt nämlich faul in der Ecke ihres Netzes darauf zu warten, dass sich ein leckeres Insekt darin verheddert, nimmt die Nosferatu-Spinne ihre acht Beine lieber in die Hand und macht sich auf die Jagd. Sie verfolgt ihre Beute, darunter Fliegen, Wespen, Falter und andere Spinnen, die auch größer sein können als sie selbst, so lange, bis sie sie erwischt, sprunghaft vorstößt und dabei ihr Gift injiziert.

Der offizielle Name der seit 2020 sogenannten Nosferatu-Spinne lautet Zoropsis spinimana. Ihren einprägsamen Populärnamen verdankt sie der schwarzen Zeichnung auf ihrem Rücken, die nicht nur Fans von Stummfilmklassikern an das Gesicht der Vampirfigur Nosferatu, die erstmals 1922 über die Kinoleinwände flimmerte, erinnert. Ansonsten ist ihr Hinterleib hinten grau und vorne gelblich weiß, die Beine sind gelblich-grau und schwarz geringelt. Am meisten Ähnlichkeit hat sie mit der Hauswinkelspinne, wobei sie längere Beine hat und insgesamt auch massiger wirkt.

Gruseliger Namensgeber: Max Schreck im Stummfilmklassiker
Gruseliger Namensgeber: Max Schreck im Stummfilmklassiker "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens". (Foto: ddp)

Ursprünglich war die Nosferatu-Spinne im Mittelmeerraum heimisch. Zum ersten Mal nach Deutschland gekommen ist sie wohl als blinde Passagierin des Güterverkehrs, wobei sie 2005 zum ersten Mal in Freiburg entdeckt wurde – einer der wärmsten Orte Deutschlands, wo sich die Spinne gleich wohlgefühlt haben dürfte. Inzwischen hat der Klimawandel dazu geführt, dass sich die wärmeliebende Spinne an vielen Orten wie zu Hause fühlt. Laut Nabu hat sie sich seit 2005 "rasant" ausgebreitet und ist heute "nahezu überall". Einzig in Mecklenburg-Vorpommern sei sie noch eine Ausnahmeerscheinung.

Die Nosferatu-Spinnen beeindrucken auch durch ihre Größe, wobei die Weibchen die Männchen überragen. Während Männchen eine Körperlänge von 10 bis 13 Millimetern erreichen, sind es bei den Weibchen 15 bis 19 Millimeter. Allerdings sind da die Beine nicht mit eingerechnet. Sind diese ausgestreckt, kommen die Spinnen locker auf eine Größe von fünf Zentimetern. Zwar ist die Spannweite im Vergleich zur weitverbreiteten Hauswinkelspinne um ganze drei bis fünf Zentimeter kleiner – reicht aber durchaus aus, um Spinnen-Phobiker*innen zumindest nervös zu machen.

Hauswinkelspinne
Tegenaria domestica, auch Hauswinkelspinne genannt, ist in Deutschland schon lange heimisch und der Nosferatu-Spinne am ähnlichsten. (Foto: Getty)

Für die Weibchen läutet die Fortpflanzung das Ende ein

Nosferatu-Spinnen paaren sich im Herbst, wobei die Weibchen nach der Paarung mehrere Kokons mit bis zu 50 Eiern produzieren können. Diese bewachen sie in einer Brutkammer ihres Nestes, in dem sie bis zu ihrem Tod mit einem Jahr oder anderthalb Jahren bleiben. Die Jungtiere schlüpfen nach wenigen Wochen und sind nach etwa fünf bis sieben Monaten erwachsen.

Während die Nosferatu-Spinne neben anderen Spinnenarten zum Beispiel auch Falter, Bienen und Wespen auf ihrem Speiseplan stehen hat, ist laut Nabu die Zahl ihrer bekannten natürlichen Feinde diese: Null.

So wird man einen Kokon in den eigenen vier Wänden los

Wie alle Spinnenarten haben auch Nosferatu-Spinnen eine wichtige Aufgabe in der Natur und sollten natürlich nicht getötet werden. Wer aber einen oder mehrere Kokons in seiner Wohnung entdeckt und keine Lust auf viele achtbeinige Mitbewohner*innen hat, sollte laut Pfalzmuseum folgendermaßen vorgehen: Die bewachende Mutterspinne mit einem Pinsel beiseiteschieben und diese anschließend in einem Glas, das mit einem Stück Pappe verschlossen wird, nach draußen setzen. Anschließend kann auch der Kokon entfernt werden. Wer sichergehen will, dass daraus keinen neuen Spinnen entstehen, kann den Kokon auch einfrieren.

Minze statt Knoblauch zur Abschreckung

Anders als ihr Namensgeber sollen Nosferatu-Spinnen zwar nicht auf Knoblauch, aber auf andere Gerüche wie den von Minze oder auch Lavendel mit Abscheu reagieren. Um es den Achtbeinern so ungemütlich wie möglich zu machen, gibt es aber noch andere Maßnahmen. Mit Fliegengittern sollen die Spinnen möglichst ganz aus der Wohnung ferngehalten werden. Zudem kann es helfen, auch andere mögliche Eingänge in Form von Lücken und Rissen in Tür- oder Fensterrahmen zu verschließen. Und da Spinnen vor allem auch ihre Ruhe mögen, sollte man regelmäßig checken, ob sie es sich nicht vielleicht schon an ungestörten Orten wie der Rückwand von Bildern, hinter Möbeln oder in Ecken bequem gemacht haben, in denen über lange Zeit viele Dinge stehen, die nicht bewegt werden.