Von der Plage zur Delikatesse? Zikaden mausern sich in den USA zum Food-Trend

Essbare Insekten landen immer öfter auf den Tischen

Lecker...? In den USA landen die Zikaden gerade nicht nur in der Landschaft, sondern immer öfter auch auf dem Speiseteller (Bild: Chip Somodevilla/Getty Images)
Lecker...? In den USA landen die Zikaden gerade nicht nur in der Landschaft, sondern immer öfter auch auf dem Speiseteller (Bild: Chip Somodevilla/Getty Images)

In den USA fallen die Zikaden ein: In diesem Frühling zeigt sich in vielen Teilen des Landes das seltene Phänomen der doppelten Zikaden-Invasion. Milliarden der lautstark zirpenden Insekten schlüpfen dabei aus ihren Larven, manche Experten rechnen bis Juni sogar mit einer Billion der Tiere in einem Befall, den es seit 221 Jahren nicht mehr gegeben haben soll.

Abgesehen von dem extremen Krach, den Zikaden in einer solchen Menge verursachen und den Entomologe Floyd Shockley vom Smithsonian Naturkundemuseum in Washington gegenüber der dpa als "nahe am Lärmpegel einer Flugzeugturbine" beschreibt, richten die Zikaden keinen Schaden an. Im Gegenteil: Sie dienen vielen Tieren als Futter und nach ihrem Tod als reichhaltiger Dünger für den Boden. Und viele US-Amerikaner entdecken nun einen weiteren Nutzen der reichlich vorhandenen Zikaden: Sie landen immer öfter auf dem Esstisch.

Wie die Website The State berichtet, hat ein Paar aus South Carolina eine Dinnerparty ausgerichtet, deren Menü ausschließlich auf Zikaden basierte. So tischten die beiden unter anderem Zikaden im Schlafrock auf, frittiert im Cajun-Style und sogar als Praline zum Nachtisch.

Doch nicht nur als privater Party-Gimmick breitet sich die Zikade in der Landschaft der USA aus, sondern auch in deren Küchen. Wie das Smithsonian auf seiner Website berichtet, plant auch das Chicagoer Restaurant Bar Sótano, Zikaden auf seine Speisekarte zu setzen, sobald es "einen Zulieferer gefunden hat, der uns einen Respekt vor dem Tier sowie die Reinheitsstandards unseres Restaurants garantieren kann", wie Chefköchin Jackie Hernandez sagt.

Das hauseigene Restaurant des Insektariums von New Orleans, Bug Appétit, ist da schon längst mehrere Schritte weiter. Dort werden Speisen wie Zikaden-Salat und Brat-Zikaden serviert. Und auch auf Social Media finden sich zwischen Back- und Kochtipps immer mehr Rezepte für Gerichte mit Zikaden.

Ob sich daraus tatsächlich ein beständiger Food-Trend entwickelt, bleibt abzuwarten. Denn während verschiedene Insekten in vielen Ländern längst auf der Speisekarte stehen, haben sie sich gerade in westlichen Regionen wie auch den USA bislang nicht durchgesetzt. Dabei sind auch Zikaden nicht nur für den Verzehr geeignet und aufgrund ihres geringen Energieverbrauchs für das Wachstum umweltfreundlich, sondern auch durchaus gesund.

Wie die Cleveland Clinic auf ihrer Website schreibt, enthalten Zikaden, ähnlich wie die ebenfalls essbaren Heuschrecken, wenig Fett und dafür viel tierisches Eiweiß und liefern zudem diverse Mineralstoffe. Allerdings können sie, ähnlich wie Seefisch, Quecksilber enthalten, wobei man große Mengen an Zikaden verzehren müsste, um einen Schaden davonzutragen. Dennoch rät die Klinik Kindern, Schwangeren und an Gicht Erkrankten vom Verzehr ab. Auch Menschen mit Meeresfrüchte-Allergie sollten lieber die Finger von Insekten wie Zikaden lassen, da sie die Allergie auslösen könnten.

Bei allen anderen steht eine Verkostung von Zikaden nichts im Wege. Laut dem Times Magazine haben die Tiere einen nussigen Geschmack und ähneln in Beschaffenheit und Zubereitungsmöglichkeit Garnelen. Wohl bekomm's!